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GÜNTHERS ANEKDOTE – WAS SCHERT MICH DIE FLASCHE? WAS ZÄHLT, IST DER RAUSCH!

  • Ich möchte diese festlichen Zeit zum Anlass nehmen, um mir ein Zitat von Alfred de Musset vorzunehmen: «Was schert mich die Flasche? Was zählt ist der Rausch!». Der grosse französische Dichter stellte diesem allerdings einen anderen Satz voran: «Lieben ist der springende Punkt, was schert einen die Mätresse?» Doch hier geht es mir nicht um Liebesgetändel, ich möchte mich vielmehr zum Rausch äussern, dem freudigen, enthusiastischen, geselligen Rausch, dem Rausch, der verzaubert, der Zungen löst, der in herzhaftes Lachen ausbrechen lässt, dem Rausch, der Freunde und Familie um ein gutes Glas Wein herum vereint.

    Es geht mir um diesen fröhlichen Rausch, der das Herz öffnet und auch die verschlossensten Charaktere befreit, den Rausch, der Entzücken bereitet, Zufriedenheit und Begeisterung schenkt, den Rausch, der die Augen funkeln lässt, der Humor, Lieder und Poesie hervorbringt. Manchmal erlebe ich solche magische Momente in unserer Vinothek, vor allem gegen Ende der Woche, wenn der Druck der Arbeit nachlässt: Der Tisch in der Mitte des Raums füllt sich dann rasch, man hat Lust, sich zu entspannen. Jemand beginnt, von seiner Arbeit zu erzählen, davon, was in der vergangenen Woche vorgefallen ist, aber der Ton ist unpersönlich, sachlich, man gibt noch nicht viel von sich preis. Nach einigen Gläsern kommt dann die Zeit der intimen Bekenntnisse. Manchmal senkt sich der Gesprächston angesichts der Wichtigkeit einer vertraulichen Mitteilung, dann steigt er wieder, wenn der eine oder andere beschliesst, den Zwiegesprächen ein Ende zu bereiten und ein Lied aus seinem Repertoire anstimmt. Alle folgen ihm dann plötzlich und man wetteifert, wer am lautesten mitsingen kann. Dann nimmt man schliesslich Abschied voneinander, erfüllt vom gemeinsamen Abend und schon jetzt ein bisschen nostalgisch.