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DAS GENUSSMOLEKÜL IM WEIN

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    Es ist allgemein anerkannt, dass der Genuss von ein oder zwei Gläsern Wein täglich, vorzugsweise von Rotwein, gut für die Gesundheit ist. Die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft erforscht seit längerer Zeit die Funktion unserer Arterien im Zusammenhang mit unserem Alkoholkonsum. Es scheint, dass eine der Substanzen, die für unser Herz-Kreislauf-System förderlich sind, das Resveratrol ist. Es handelt sich um ein Polyphenol («poly» = mehrere und «phenol» = aromatisches Molekül), das hauptsächlich in der Schale von roten Trauben vorkommt.
    Schon Hippokrates, der als Vater der Medizin gilt, lobte die medizinischen Tugenden des Weins und stellte fest, dass «wie die Liebe auch der Wein im Übermass schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann». Einige Jahrhunderte später – und nach erheblichen wissenschaftlichen Fortschritten –konnten Forscher das Polyphenol mit dem ungewöhnlichen Namen isolieren. Es ist ein starkes Antioxidans und kommt in einer der wunderbarsten Zutaten unseres Lebens vor: dem Wein. Es findet sich auch in der Schokolade, einem weiteren Segen für die Menschheit. Es heisst, dieses Elixier für Herz und Verstand verlängere unser Leben, indem es das reibungslose Funktionieren der Arterien fördert, deren Verhärtung verhindert, eine entzündungshemmende Wirkung entfaltet und hilft, den schlechten Cholesterinspiegel zu senken.
    Anfang der 1990er Jahre zeigte die umfangreiche Studie eines französischen Wissenschaftlers, dass die Bewohner Südfrankreichs trotz fettreicher Ernährung und täglichem Weinkonsum eine niedrigere Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs aufweisen als ihre Nachbarn in den angelsächsischen Ländern. Das Phänomen wurde als «French paradox» oder das französische Paradoxon bekannt. Die für den Mittelmeerraum typische Ernährung aus Olivenöl, Gemüse und Obst trägt ebenfalls zur Gesundheit unserer Freunde in Frankreich bei! Und es lässt sich unschwer vermuten, dass auch das sonnige Klima und die Neigung zur Lebensfreude etwas damit zu tun haben könnten.
    Zumindest ist das die Meinung des französischen Professors Laurent Chevallier. Er fragt sich, ob es heute nicht vielleicht oft darum geht, Argumente für Lebensmittel zu finden, die zwar für das Gleichgewicht unserer Gesundheit nutzlos, aber beliebt und angenehm sind. Stattdessen sollten wir aufhören, nach wissenschaftlichen Gründen für ihren Konsum zu suchen. Eine schöne und kerngesunde Philosophie!
    Geniessen wir also ein gutes Glas Wein mit unseren Freunden in Massen und ohne Hintergedanken! Und wenn uns der Sinn danach steht, lasst uns ebenso genussvoll in ein Stück Schokolade beissen!